Unterwegs – New Yorker Notizen


Gewinner und Verlierer der Hotelszene in Manhattan

Shopping as usual. Zum Jahresende scheint in Manhattan die Finanzkrise
kurzzeitig ausgesetzt. Das war in dieser Woche mein Eindruck in der
überfüllten Metropole New York.

Nur wenn ich den Fokus auf die internationale Hotelbranche richte, sind
scharfe Trends erkennbar, die durch das Wirtschaftstief deutlich verstärkt
werden. Da gibt es eindeutige Verlierer, Problemfälle des
Übernachtungsgeschäfts, aber nur einen strahlenden Gewinner.

Die Siegergruppe des Jahres in der hochklassigen Hotellerie ist hier in New
York wie auch weltweit Mandarin Oriental. Deren Präsident, der französische
Sparfuchs Edouard Ettedgui, hat in guten Zeiten ein solches Finanzpolster
angesammelt, dass selbst ein schwaches 2009 nicht zu ernsthaften Turbulenzen
führen würde. Im Gegenteil, ich habe hinter vorgehaltener Hand erfahren,
dass man zumindest überlegt, die zahlenmäßig erheblich größere
Orient-Express-Kette zu übernehmen. Das wäre dann in der Hotellerie wie bei
Porsche und VW. Der feine Kleine dominierte den Großen.

In New York, der Stadt, die niemals schläft, ist das Hotel mit dem goldenen
Fächer im Wappen ganz klar die Nummer eins (gefolgt von „Ritz-Carlton“,
„Central Park“ und „Four Seasons“). Der deutsche Direktor Rudolf Tauscher,
der auch für die anderen amerikanischen Hotels der Gruppe verantwortlich
zeichnet, hat es geschafft, einen nahezu perfekten Service in allen
Bereichen des Hotels anbieten zu können, wobei das asiatische Restaurant
„Asiate“ im 35. Stock mit prächtigem Manhattan-Blick sowie der überragende
Spa zu besonderen Elementen im Edel-Domizil am Columbus Circle avancierten.
Die Zimmer mit Panoramaverglasung sind zwischen dem 35. und 54. Stock
platziert. Mit dem Fahrstuhl geht es direkt ins Shoppingcenter.

Die Verlierer des Jahres sind die anderen asiatischen Fünf-Sterne-Gruppen.
Die durch das Indien-Massaker schwer getroffenen Taj-Hotels hatten im
letzten Jahr von Four Seasons das Traditionshotel „Pierre“ gekauft, mussten
es aber nach sorgfältigem Check für eine Totalrenovierung mit Umbau über
eine Zeit von zwei Jahren schließen. Das war alles andere als planmäßig.
Shangri-La hat nach einer schwachen Phase die USA-Pläne erst einmal
aufgegeben. Gleiches gilt für Oberoi und Banyan Tree, die beide erst einmal
das kommende Jahr heil überleben wollen.

Jumeirah, 2007 noch der weltweite Aufsteiger im Fünf-Sterne-Segment, hat
sich mit seinem Expansionsprogramm übernommen und leidet momentan unter
finanzieller Atemnot. Das New Yorker „Jumeirah Essex House“ erreichte nicht
die Klasse, wie sie die Stammhotels in Dubai ziert, und schon gar nicht
deren extrem hohe Belegungsraten. Dagegen ist das „Mandarin Oriental“
ausgebucht, Quartier der Künstler – Pianist Lang Lang hatte gerade
eingecheckt – und der Businessreisenden. TUI-Chef Frenzel wohnte dort in der
letzten Woche und Vorstände von Bank-Instituten, die aber nicht genannt
werden wollen. Kann ich verstehen.

Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article2935359/New-Yorker-Notizen.html
Von Heinz Horrmann 27. Dezember 2008, 01:52 Uhr